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Grundsätzliches

Was passiert da eigentlich in meiner Schulter (oder Hüfte, Knie….)?

Wenn es um Heilung und die eigene Gesundheit geht, dann hilft es als Patient einige Grundlagen von Erkrankungen zu verstehen und mit Hilfe von Fachleuten die bestmögliche Behandlung herauszufinden. Das gelingt immer dann, wenn ich meinen Körper gut kenne und für den gemeinsamen Weg der Heilung selbst Verantwortung übernehme. Voraussetzungen dafür sind ein professionelles Team mit Leidenschaft auf der medizinischen Seite, Vertrauen im Miteinander durch Ehrlichkeit und eine gute Kommunikation und soviel Fröhlichkeit und Humor wie möglich.

Für interessierte Leser geht es im Folgenden mehr ins Detail.

Allgemeines

Schulterschmerzen treten auch ohne Unfall häufig spontan auf und führen oft aufgrund der starken Schmerzsymptomatik und Bewegungseinschränkung zu Arbeitsunfähigkeit und erheblichen Einschränkungen auch im Privatleben durch die vor allem nachts beim Liegen und bei Belastung starke Symptomatik. Außerdem ist die Schulterregion bei vielen Unfällen betroffen und Schulterverletzungen inklusive Frakturen des Schlüsselbeines sind die mit häufigsten Verletzungen beim Menschen.

Die Schmerzen können aufgrund der komplexen Struktur des Schultergelenkes und der Nähe zur Halswirbelsäule unterschiedlichste Ursachen haben und die Behandlung der zugrunde liegenden Problematik unterscheidet sich erheblich. Daher ist es sehr sinnvoll frühzeitig die richtige Diagnose zu stellen, um eine geeignete konservative oder operative Therapie einzuleiten und keine Zeit zu verlieren. Außerdem ist es meine Erfahrung, dass es für jeden Patienten einen großen Unterschied macht, ob er weiß was er hat und sich auch auf die Dauer der Erkrankung und die Folgen einstellen kann oder ob alles etwas im Ungewissen bleibt.

 

Anatomische Gegebenheiten

Die Schulter (das Gelenk zwischen Oberarmkopf und Schulterpfanne) ist das Gelenk mit dem größten Bewegungsumfang mit den damit verbundenen Nachteilen. Seine Funktion ist sehr eng mit anderen Gelenken verbunden wie z.B. dem Schultereckgelenk (zwischen Schlüsselbein und Schulterblatt) und dem Sternoklavikulargelenk (zwischen Brustbein und Schlüsselbein), aber auch der Halswirbelsäule. Sehr viele Muskeln sind an der Bewegung der Schulter beteiligt, zusätzlich sind die großen Gefäße und Nerven zum Arm und der Hand in direktem Kontakt mit der Schulter.  In der Tiefe ist das Schultergelenk von Muskeln und deren Sehnen (die sogenannte Rotatorenmanschette) umgeben. Diese Muskeln ermöglichen einerseits die aktive Bewegung und sorgen andererseits für die Stabilisierung der Schulter.

Neben den häufigen Frakturen  z.B. des Oberarmkopfes und des Schlüsselbeines sind es v.a. Kapselrisse (sogenannte Distorsionen) der Gelenke, die behandelt werden. Aufgrund der Beweglichkeit ist die Schulter auch das am häufigsten ausgekugelte (Luxation) Gelenk. Neben den Verletzungen sind aber noch häufiger Entzündungen der Sehnen oder beteiligter Schleimbeutel (Bursa)  die Ursache für Beschwerden, außerdem gibt es einige typische Erkrankungen des Schultergelenkes die nur dort auftreten wie z.B. das Impingement (Einklemmungssymptomatik einer Sehne), eine Schultersteife (Frozen shoulder) oder die Kalkschulter (Tendinosis calcarea). Natürlich sind auch Verschleißerkrankungen mit zunehmendem Alter häufig, hier ist die Arthrose der Gelenke, aber auch typische Sehnendefekte der Rotatorenmanschette zu nennen.

 

Anatomische Strukturen, die Schulterschmerzen verursachen können:

  • Sehnen der Rotatorenmanschette (Supraspinatus-, Infraspinatus- und Subscapularissehne)
  • Lange Bizepssehne
  • Schultergelenkskapsel mit Labrum
  • Gelenkinnenhaut (Synovia) der Schulter
  • Schleimbeutel (Bursa subakromialis)
  • Schultereckgelenk
  • Schultergelenk
  • Knochen des Oberarmes, des Schulterblattes und das Schlüsselbein
  • Halswirbelsäule

 

Typische Veränderungen, die Schulterschmerzen verursachen können:

  • Prellungen (direktes Trauma, auch Kontusion genannt)
  • Verstauchungen, Bänder und Kapselrisse (direktes oder indirektes Trauma, auch Distorsion genannt)
  • Auskugeln eines Gelenkes (Luxation genannt, fast immer gleichbedeutend mit einem Kapsel-/Banddriß bzw. Labrumverletzungen)
  • Brüche (Frakturen)
  • Instabilitäten (können mit teilweiser oder komplettem Auskugeln eines Gelenkes verbunden sein, auch Sub-/Luxation genannt)
  • Gelenkverschleiß, Knorpelschäden (degenerative Veränderungen = Arthrosen)
  • Sehnenverschleiß (Rotatorenmanschettenrupturen)
  • Durchblutungsstörungen des Knochens (Infarkt)
  • Absterben von Knochen (Nekrose)
  • Entzündungen (oft nach Überlastung oder bei Verschleiß, das sind die Erkrankungen, die gerne mit –itis enden)
  • Chronische Entzündungen (insbesondere die rheumatoide Arthritis gerne Rheuma genannt)
  • Infektionen (das sind bakterielle Entzündungen, die zu Zerstörung des Gewebes führen, das können Abszesse oder ein Empyem=Gelenkinfekt sein)
  • Tumoren (häufig gutartig, sind eher selten)

 

Menschliches Gewebe im Detail

Genau genommen ist es zum Verständnis etwas vereinfacht so, dass im Gewebe ihrer Schulter etwas nicht im natürlichen Gleichgewicht (Homöostase) ist und dadurch Nervenenden in der Kapsel, im Schleimbeutel, in Sehnen, Muskeln oder Faszien (z.B. Schmerzrezeptoren) angeregt oder gereizt werden und diesen Impuls an das Gehirn weitergeben. Dort wird dieses Signal in verschiedenen Zentren wahrgenommen und z.T. verändert (bei der Verarbeitung spielen genetische Gegebenheiten, Emotionen, Erinnerungen und aktuelle Stimmung und Bewertung eine Rolle) und dann im Großhirn als Schmerz wahrgenommen.

Durch die Unterschiedlichkeit der Wahrnehmung und Bewertung wird schon deutlich warum Schmerz immer subjektiv, also sehr individuell für jeden Menschen ist und nicht objektiv. Gleichzeitig beeinflusst unser Gehirn für uns meistens unbewusst umgekehrt wieder die Muskelspannung, die Stellung der Gelenke, unsere Haltung und auch Durchblutung und Lymphabfluss sowie Erregbarkeit der Nervenzellen. Das ganze sind sogenannte Regelkreise, die miteinander zusammenhängen und aufgrund der Milliarden von beteiligten Zellen sehr komplex sind und unterbewusst ablaufen. Wenn man jetzt noch weiter ins Detail geht dann muss man das Problem quantenphysikalisch betrachten.

Das bedeutet man betrachtet die Sehne in Ihrer Schulter nicht nur als komplexe Ansammlung von Zellen mit Kollagenmolekülen (lange Eiweißketten des Bindegewebes), die wiederum aus verschiedenen Atomen (Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff etc.) bzw. komplexen Molekülen (Zucker und Eiweiße) zusammengesetzte sind, sondern man stellt sich der Tatsache, dass mittlerweile um die 150 subatomare Teilchen entdeckt worden sind, die das was wir Atom nennen bilden und genau betrachtet das ganze aus Energie besteht, die in Bewegung ist und „fließt“ und aufgrund der Zwischenräume zwischen den Partikeln zu 99,9 % aus „nichts“ besteht. Da hört es dann auch mit dem Vorstellungsvermögen auch bei Ärzten meistens auf.

Das wiederum bedeutet, dass man bei Fehlfunktionen wie „Schmerzen in der Schulter“ auch physikalisch sagen könnte, da ist etwas mit dem normalen, physiologischen Energiefluss nicht in Ordnung ohne gleich in die esoterische Ecke gestellt zu werden. Also müssten wir uns aus dieser quantenphysikalischen Sichtweise unseres Körpers fragen, wie die Energie wieder „richtig“ fließen kann, was auch immer „richtig“ auf dieser Ebene bedeutet. In hundert Jahren werden Mediziner wohl etwas mitleidig unsere heutigen Versuche zu heilen beurteilen.

Ein weiterer wichtiger Blick muss in diesem Zusammenhang auf das Immunsystem mit seinen weißen Blutkörperchen, Antikörper und die damit verbundenen Organe Knochenmark, Lymphknoten, Milz, Darm gerichtet werden. Diese hochspezialisierten Zellen sind dazu in der Lage alle (!!) Erkrankungen zu heilen, Erreger abzuwehren oder Schäden zu reparieren und nur eine „Lücke in der Verteidigung“ erlaubt Schäden durch Bakterien, Viren, Krebszellen, Fehlbelastung oder „Verschleiß“ bzw. ungenügende Reparaturmechanismen. Auch dieses System besteht natürlich aus komplexen Molekülen und Atomen und somit auch aus „Energie“. Jeder Mediziner wird die Frage ob das Immunsystem jede Krankheit besiegen kann mit ja beantworten, denn wir alle kennen die Fälle von Menschen, bei denen ein tödlicher Tumor verschwindet oder andere Krankheiten heilen bzw. Schmerzen verschwinden und man sich mit einfachen Erklärungen schwer tut.

Dieses komplexe Zusammenwirken ist am ehesten vergleichbar mit einem großen Symphonieorchester, dass ein Stück von Mozart oder Bach spielt. Unser Wissen darüber gleicht einem Kind mit etwas Wissen über Instrumente oder Noten, das dieses Orchester hört und jetzt versucht die einzelnen Komponenten herauszufinden und zu erklären warum das so zusammen klingt.

Praktisch und für jeden nachvollziehbar sehen wir die unterschiedlichen Fähigkeiten des Körpers mit Krankheiten und Schmerzen zurechtzukommen täglich z.B. bei einem Patienten mit Arthrose (Knorpelverschleiß) oder einem Rotatorenmanschettenschaden (Sehnenverschleiß). Die eine Patientin hat keinerlei Schmerzen und hatte auch noch nie welche und der andere Patient überlegt sich aufgrund der Beschwerden bei demselben objektiven Befund operieren zu lassen, weil vielleicht alle konservativen Maßnahmen (Physiotherapie, Medikamente) keine Besserung bewirkt haben.

 

Therapie, was hilft denn dann?

Die Folge all dieser Erkenntnisse und Erfahrungen ist der Grund dafür, dass wir bei vielen Erkrankungen einfach auch mal 3-6 Monate abwarten dürfen. Wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Besserung hoch ist und die Erkrankung Sie als  Betroffenen nicht weiter gefährdet. Es ist aber zunächst einmal lästig, vielleicht sogar sehr schmerzhaft und schränkt Ihr Leben sogar stark ein (Schlaflosigkeit, Arbeitsunfähigkeit etc.). Die Prognose ist aber statistisch gesehen gut und wir versuchen durch begleitende Maßnahmen (Bewegung, Kinesiotape, Stosswelle, Medikamente, Ernährung etc.) eine Linderung zu erreichen, um diese Zeit der Selbstheilung ohne Operation zu überbrücken.

Wir möchten die natürlichen Heilungsvorgänge und damit das Immunsystem bei seiner Arbeit unterstützen und das „natürliche Gleichgewicht wieder in Fluss bringen“, damit der Kreislauf Entzündung-Schmerz-Schonhaltung-Verspannung-mehr Schmerz im Gewebe durch Heilung  beendet wird und die damit verbundenen Schmerzen verschwinden. Das geschieht regelmäßig auch mit dauerhaft verändertem Gewebe und einem Alter jenseits der Lebensmitte.

 

Operation aber wann?

Manchmal ist es dann eben auch eine Operation, die zum richtigen Zeitpunkt das Gewebe wieder in den Zustand versetzt den Schaden selbst wieder zu reparieren. Die Operation ist auch nur eine Unterstützung der Selbstheilungskräfte, denn ohne die genialen Reparaturmechanismen des Körpers mit Millionen von Zellen würde der mit dem Eingriff verbundene „gewollte“ Schaden nicht heilen. Das erklärt auch die hohe Bedeutung der Nachbehandlung und der körperlichen Voraussetzungen und die Einstellung des Patienten zu seinem Körper und der Erkrankung.

Aufgrund des engen Zusammenspiels aller hier beteiligten Gewebestrukturen in unserem „Körpersymphonieorchester“ (von der Sehne und dem Knochen über den Muskel und die Faszie zu den Nerven hin zum Gehirn und unserer Psyche und wieder zurück) wird verständlich, warum man an vielen Stellen ansetzen kann um den Schmerzkreislauf zu unterbrechen und die Linderung oder Heilung positiv zu beeinflussen

 

Wer heilt hat Recht – Komplementärmedizin

Im Informationszeitalter müssen wir nur mal „Schulterschmerzen“ googlen und dann führt das selbst bei medizinisch gebildeten Menschen zur Ver(w)irrung. Es gibt offensichtlich viele Ansätze zum Thema „Heilung“ was durch die oben angeführten Zusammenhänge offensichtlich ist. Man kann das, was uns als Patienten (oft bin ich ja auch einer) stört, den Schmerz, auf viele verschiedene Arten angehen. Die Vielzahl der Akteure im Gesundheitswesen macht das deutlich. Ich kann an den Schmerzpunkten (sogenannte Triggerpunkte) im Gewebe anfangen, an den Verspannungen der Muskulatur, an der Fehlhaltung, an der Durchblutung,  an der Wahrnehmung des Schmerzen im Gehirn oder an der Entstehung im Gewebe an den Schmerzrezeptoren um nur einige zu nennen oder ich kann das Thema auch ganzheitlich angehen über Ernährung, Bewegung und innere Zufriedenheit. Am besten vermutlich von mehreren Seiten.

Dadurch wird verständlich, warum Physiotherapeuten, Osteopathen, Chiropraktiker, Heilpraktiker, Schmerztherapeuten, Yoga- und Meditationslehrer, Sport- und Bewegungstherapeuten, Ernährungs- und andere Coaches, Heiler aller Art (positiv gemeint) und sogar Ärzte bzw. Chirurgen Menschen helfen können, wenn sie das was sie da machen beherrschen und sich bewusst sind, dass es alles nicht so einfach ist und manchmal der andere besser helfen kann. Auch Fehlversuche sind zumindest im konservativen Bereich nicht schlimm, höchstens teuer und kein Therapeut ist gut geworden ohne aus all den Fehlversuchen (hoffentlich auch von anderen) und Training zu lernen und etwas daraus zu machen was man später Erfahrung nennt. Also ist es meistens nicht so dass Osteopathie besser ist als Chirurgie, sondern dass der gute Osteopath genauso wie der gute Chirurg weiß wem er wie helfen kann und wem nicht und wer es vielleicht auch kann. Die Erfahrung und das Wissen kombiniert mit Vertrauenswürdigkeit ist das was ich als Patient suche und auf der anderen Seite sind Ignoranz kombiniert mit Arroganz egal wie professionell sie daher kommt nicht hilfreich. Wir denken es ist im Sinne der Patienten wünschenswert ein System zu haben, in dem sich die medizinischen Partner  ergänzen und  austauschen. Wir können nur voneinander lernen und dieses Wissen weiter zur Verfügung stellen. Die Art und Weise wie ich heute behandle hat oft nur noch wenig mit dem zu tun, was ich vor 20 Jahren gelernt habe.